Besuch Nehrig

 

Peter Adler, Abteilungsleiter Organisation der Fußballabteilung des TV Steinheim, begrüßt Bernd Nehrig am 23.12.2021 und alle Anwesenden im Vereineinszentrum. Er nennt Bernd den erfolgreichsten Fußballer des TV Steinheim und erinnert an seinen ersten Trainer Rolf Pfirrmann. In den letzten zwei Monaten war der TV, mit Frank Kenntner und Guido Rieberger an der Spitze, sehr umtriebig, um den Fußball in Steinheim am Leben zu erhalten.

Frank Kenntner ist es auch, der das Projekt „Gemeinsam packen WIR´s“, vorstellt. Man hatte große Probleme in der Bezirksliga Fußball zu spielen. Man habe sich nur gewehrt, so Kenntner. In einer ersten Besprechung kam alles Negative auf den Tisch. In weiteren Besprechungen wurde dies alles aufgearbeitet und nur noch Positives voran gestellt. Ein Team mit 15-20 Personen unterstützen dieses Projekt. Vier Unterabteilungen wurden gegründet. 1. Jugend, 2. Finanzen, 3. Organisation und 4. Sportlicher Bereich. Hier wurde bei der TSG Hoffenheim gespickt. Auch dort hieß es „Trenne die Organisation vom sportlichen Bereich“. Die Kaderplanung des TV Steinheim steht auf 5 Säulen. 1. Alle Spieler hier halten. Es wurden in diesem Zuge viele Gespräche mit den Spielern geführt. 2.Jugend abholen. Hier gilt es die Jugendlichen für den TV zu begeistern. 3. Neuzugänge. Ziel war es in der Winterpause 5 Neuzugänge für den TV zu holen. Als Verein mit keinem Geld ein sehr schwieriges Unterfangen. Am Ende ist es gelungen diese 5 Neuzugänge zu verpflichten. Dies sind Nico Schuska als Trainer, Raphael Wende, Max Wegele, Selim Güven und Marius Vekonj. Dieser möchte für die Rückrunde nochmals voll angreifen.

Nach Frank Kenntner stellte der Abteilungsleiter Jugend, Rainer Schaller, das Konzept der Jugendarbeit vor.

Nach den Beiträgen des TV Steinheim kam Bernd Nehrig zu Wort. Er sieht das Konzept des TV Steinheim als sehr gut an und ist begeistert davon. Es ist wichtig auch mal Streitgespräche und Diskussionen zu führen. So kommt am Ende alles Gute zusammen. Diese Erfahrungen hat er in seiner langen Profikarriere oft mitgemacht. Wenn man am Ende ein Konzept umgesetzt hat, ist es ein großartiges Gefühl.

Als Bernd anfing mit Fußball spielen sei er eigentlich noch zu jung gewesen, erzählt er. Er fing im Tor an, von dort ging es aber schnell in den Sturm. Bis zur D-Jugend blieb er beim TV Steinheim. 1998 folgte der Wechsel zum VfB Stuttgart. Dort wurde er mit der A-Jugend zweimal Deutscher Meister. Die 28 Länderspiele, in sämtlichen U-Auswahlen des DFB waren eine sehr große Ehre für ihn. Über die U23 in der Regionalligamannschaft des VfB, hatte Bernd immer wieder die Möglichkeit in den Kader der Profimannschaft rein zu schnuppern. Es folgte das erste Spiel in der Bundesliga und im DFB-Pokal. Am Ende der Saison 2006/2007 durfte er sich Deutscher Fußballmeister nennen. Nach dieser Meisterschaft sah er wenig Chancen auf Spielzeit und wechselte zum Zweitligisten Greuther Fürth. Als Stürmer gekommen, erkannte Trainer Labbadia seine Stärken und beorderte ihn auf den rechten Verteidigerposten. Nach 184 Spielen für die Fürther, hiervon auch eine Saison in der Bundesliga, ging es nach 6 Jahren Fürth, 2013 zum FC St. Pauli. Ein besonderer Verein, wie er betont. Es sind besondere Fans, die auch dem Gegner Applaus spenden, wenn sie den FC besiegten. Im Verein selber wird dieser Respekt auch vorgelebt. Hier sind alle Menschen akzeptiert, egal welcher Herkunft oder welchen Standes. Von Hamburg ging es 2019 für ein Jahr nach Braunschweig. Dort wurde er sofort Kapitän. Nach einer äußerst erfolgreichen Saison mit dem Aufstieg in Liga 2, schloss er sich Victoria Berlin an. Nach diesem kurzen Ausschnitt aus seiner Karriere durften Fragen an ihn gestellt werden.

Würdest du diesen Weg noch einmal so machen?
Definitiv. Man lernt viele Leute kennen, macht viele Erfahrungen. Er würde es seinen Kindern später mal empfehlen, wenn sie es wollen. Der Fokus darf aber nicht nur auf den Fußball gelegt werden. Die Schule und Ausbildung sind ein wichtiger Teil. Es kann nicht garantiert werden das es mit dem Fußballprofi klappt.

War es der richtige Zeitpunkt in der D-Jugend zum VfB Stuttgart zu wechseln?
Auf jeden Fall. Ich habe mich als Jugendlicher weiterentwickelt. Ich habe dort Disziplin erfahren, musste mich selbst organisieren. Schule, Freunde treffen und vier Mal die Woche Training. Wenn das so nicht funktioniert hätte, wäre nach einem Jahr beim VfB, Schluss gewesen.

Welches waren deine größten Erlebnisse?
Die ganze Reise an sich waren ein Highlight. Zum VfB, in der Auswahl spielen, der erste Profivertrag, das erste Bundesligaspiel, Stammspieler, als Stammspieler Erfolge feiern. Ich habe das erreicht was sich viele Millionen Kinder wünschen.

Unter welchem Trainer hast du gerne trainiert? Unter welchem nicht?
Es gibt nicht den perfekten Trainer. Jeder hat Stärken und Schwächen. Mike Büskens hat es perfekt gemacht. Er hat Spaß, Leistung und Disziplin hervorragend unter einen Hut gebracht. Es gibt sicherlich einige Trainer die Probleme im zwischenmenschlichen Bereich haben. Namen möchte ich aber keine nennen.

Aufgrund dieser Aussage wurde Bernd Nehrig von Uli Bees (Vorstand Förderkreis Fußball) gelobt, das er auf dem Boden geblieben sei. Bernd antwortete darauf: Man muss allen Menschen gegenüber Respekt zeigen. Warum soll ich jemanden nicht grüßen, nur weil ich Fußballprofi bin. Ich möchte auch das die Menschen mir gegenüber mit Respekt entgegentreten, also trete ich den Menschen ebenso respektvoll entgegen.

Was war es für ein Gefühl als du Deutscher Meister wurdest?
Ich konnte es mir nicht vorstellen. Es war immer ein Traum von mir. Ich bin auch heute noch unfassbar stolz darauf.

Was können Kinder jetzt tun, um auch so erfolgreich zu werden?
Lebt das Fußball spielen. Nutzt jede freie Minute um Fußball zu spielen. Geht zusammen zum Fußball und habt Spaß miteinander.

Wie bist du zum Fußball spielen gekommen?
Meine Mutter hat mich zuerst zum Reiten mitgenommen. Das war aber nicht meins. Da hat mir Turnen schon besser gefallen. Danach spielte ich lange Tischtennis. Auch nachdem ich bereits mit Fußball begonnen hatte, spielte ich noch parallel dazu Tischtennis. Dadurch das wir nach der Schule immer gekickt haben, sind wir zusammen zum TV Steinheim gegangen und haben im Verein gespielt.

Welche Sportart machst du noch außer Fußball?
Ich spiele gerne Tischtennis, Tennis und Volleyball. Ich gehe auch sehr gerne Skifahren obwohl das für einen Fußballer sehr gefährlich ist.

Kannst du noch schwäbisch?
Sehr schwierig für mich. Nur noch stückchenweise. Wenn ich länger da bin, kommt es schon wieder bisschen durch.

Was ist für dich Heimat?
Meine Heimat ist und bleibt Steinheim. Hier wohnen meine Eltern und ich habe noch viele Kumpels hier.

Mit Viktoria Berlin gelang der Aufstieg in die 3.Liga. Derzeit spielst du nicht. Bist du verletzt oder an was liegt es?
In einem Vorbereitungsspiel erlitt ich in einem Zweikampf einen Anriss der Achillessehne. Nach der Operation befinde ich mich derzeit in Reha.

Wann steigst du wieder ins Training ein und wann sind die ersten Spiele geplant?
Wenn alles gut verläuft, werde ich Ende Januar, Anfang Februar ins Mannschaftstraining zurückkommen. Ich hoffe das ich noch ein paar Spiele diese Saison machen kann.

Wie lange möchtest du noch auf höherem Niveau Fußball spielen?
Ich habe noch bis Ende der Saison Vertrag. Ich muss mal schauen, ob ich eventuell noch eine Saison dran hänge. Es hängt natürlich auch davon ab, was die Achillessehne unter starker Belastung macht. Wenn ich einigermaßen fit bin, möchte ich auch nach meiner Karriere noch ein wenig in der Freizeit Fußball spielen.

Wie sehen deine Pläne nach Karriereende aus? Trainer?
Ich kann mir durchaus eine Karriere als Trainer vorstellen. Im nächsten Jahr beginne ich mit den Trainer Scheinen. Die Gespräche mit dem DFB laufen bereits. Derzeit begleite ich die U17 von Victoria in der Bundesliga als Co-Trainer. Ich werde parallel auch ein Studium in Richtung Management beginnen. Ich möchte auf jeden Fall dem Fußball treu bleiben.

Kehrst du in den Landkreis Heidenheim zurück oder bleibst in Berlin?
Meine Lebensmittelpunkt bleibt mal vorerst Berlin. Ich habe mir erst ein Eigenheim zugelegt und der Verein Victoria Berlin bietet mir die Chance, mit einem Job nach der Karriere, Fuß zu fassen.

Warum hast du nie für den FCH gespielt?
Anfangs ergab es sich einfach nicht. Ich war bereits Stammspieler bei Fürth, als der FCH noch in der 3.Liga spielte. Als eine Anfrage vom FCH kam, bekam ich keine Freigabe vom FC St.Pauli.

Wie ist dein Verhältnis zum FCH?
Mein Verhältnis zum FCH ist nicht so eng. Mit Marc Schnatterer habe ich einen engeren Kontakt. Wir haben zusammen in den Jugend Auswahlen gespielt. Mit Frank Schmidt und Holger Sanwald habe ich auch immer wieder Kontakt. Diese ergeben sich hauptsächlich bei den Spielen gegen den FCH. Ich habe Hochachtung vor der Entwicklung des FCH. Es ist herausragend was alles erreicht wurde.

Gibt es einen Verein, bei dem du gerne gespielt hättest?
Es gibt keinen bestimmten Verein. Ich habe noch ein Ziel gehabt mal ein anderes Land, eine andere Kultur kennen zu lernen. Aber auch aufgrund von Corona hat es sich dann nicht ergeben. Am Ende ist es aber gut so wie es gelaufen ist.

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